Das Ende der Staufen und das Interregnum. Der Ausgang der Kreuzzüge.
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Da machte sich im Jahre 1268 Konrads Iv. sechzehnjähriger Sohn Konrad, den die Italiener Konradino nannten, ans, um das Erbek°nradm. seiner Väter dem Räuber wieder abzunehmen. Er verpfändete seines Hauses letzte Güter, warb mit dem Gelde, das er sich so verschaffte, Ritter an und zog nach Italien. Allenthalben jubelten die Ghibellinen dem jugendlichen Helden zu; auch von den Römern wurde er freudig aufgenommen.
Bei Tagliacozzo, östlich von Rom in den Abruzzen, traf er mit Karl von Anjou zusammen. Schon siegten die Deutschen und zerstreuten sich plündernd über das feindliche Lager, da fiel Karl mit einer Schar von Rittern aus dem Hinterhalt über sie her und zersprengte Konradins Heer. Er selbst floh mit seinem treuen Freunde, dem jugendlichen Friedrich von Baden, nach der Küste; aber sie wurden von einem römischen Adligen gefangen genommen und von diesem an Karl von Anjou ausgeliefert, der sie als Landfriedensbrecher vor Gericht stellte und, obwohl nur einer von vier Richtern sie schuldig sprach, auf dem Marktplatz zu Neapel hinrichten ließ. So traurig endete der letzte Sproß des ruhmreichsten Kaisergeschlechts des deutschen Mittelalters.
§ 65. Das Interregnum. 1250 — 1273. Indessen gab es in Deutschland keine anerkannte Kaisergewalt. Denn Wilhelm von Holland fand nur am Niederrhein Anhang; und als er auf einem Feldzuge gegen die Friesen umgekommen war, fand eine zwiespältige Königswahl statt. Ein Teil der Kurfürsten, d. h. der Fürsten, welchen jetzt das Recht, den König zu küren, zustand, wählte den Bruder des Königs von England, Richard von Cornwallis, der zwar zweimal aus einige Zeit im Reiche erschien, aber sehr geringes Ansehen genoß; die anderen wählten den König Alfons Kastilien, von Kastilien, der in weiblicher Linie mit den Staufen verwandt war, übrigens nie nach Deutschland kam. So brach für Deutschland „die kaiserlose, die schreckliche Zeit" herein, in der es an einer richtenden und schützenden Gewalt gebrach, der Stärkere herrschte, das Faustrecht auf der Landstraße galt und die Reichsordnung unterzugehen drohte.
§ 66. Der Ausgang der Kreuzzüge. Eben damals ging auch das Zeitalter der Kreuzzüge zu Ende. Die religiöse Erregung, aus der sie einst hervorgegangen waren, war erloschen. Ludwig Ix., der Heilige,
König von Frankreich, suchte zum letzten Male die fromme Begeisterung für den Kampf gegen die Ungläubigen zu erwecken; er unternahm den sechsten Der sechste Kreuzzug, der ihn nach Ägypten führte, aber erfolglos war, und zuletzt einen Feldzug, den man den siebenten Kreuzzug nennt, nach Tunis.
Auf diesem ist er im Jahre 1270 gestorben. Einige Jahrzehnte später
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Die Zeit der zunehmenden Auflösung der Reichs 1273 —1519.
nach Westen; griechische Gelehrte wanderten nach dem Abendlande aus und verbreiteten die Kenntnis der griechischen Sprache, die dort allmählich verloren gegangen war; man verhandelte sogar über eine Einigung der v°?K°nse-griechischen und der römischen Kirche. 1453 endlich fiel auch Konstan-1453 tino^et in die Hand der Türken; das oströmische Kaisertum, welches das weströmische um fast 1000 Jahre überlebt hatte, hörte auf zu existieren.
Die Osmanen blieben auch ferner ein eroberndes Volk. Den Kern ihrer Truppen bildeten die Ja nitscharen. Diese bestanden ursprünglich aus gefangenen oder unterworfenen jungen Christen, die gezwungen wurden zum Islam überzutreten und dann dessen eifrige Vorkämpfer wurden; in ihnen besaß der Sultan ein stehendes Heer, während damals noch fast alle anderen Staaten Europas mit Söldnern auskamen, die auf bestimmte Zeit angeworben wurden.
Burgund. § 90. Karl der Kühne von Burgund. Während die Türken an den Grenzen Ungarns erschienen, entstand an der deutschen Westgrenze ein Staat, der ebenfalls für Deutschland gefährlich zu werden drohte. Die Herzöge aus dem Hause Burgund, einer Seitenlinie des in Frankreich herrschenden Hauses Valois, hatten es verstanden, durch Erbschaft. Kauf oder Vertrag zu ihrem Stammlande an der Saone die Gebiete zu gewinnen, welche etwa die heutigen Niederlande, Belgien und das nördlichste Frankreich ausmachen, Gebiete, reich an Bevölkerung und Karl der Wohlstand, mit einem blühenden Ackerbau, Gewerbe und Wandel. Karl der Kühne, der damalige Herzog von Burgund, war einer der glänzendsten und ehrgeizigsten Fürsten Europas.
Da fand Karl ein unerwartetes Ende. Er hatte sich in einen Kampf mit den Schweizer Eidgenossen eingelassen. Aber diese schlugen sein Ritterheer in zwei blutigen Schlachten, rückten dann in das von Karl besetzte Lothringen ein und brachten ihm 1477 in der Winterschlacht von Nancy eine dritte Niederlage bei. Karl selbst fiel; er hinterließ nur eine Tochter Maria. Gegen sie erhoben sich Karls des Kühnen Gegner, vor allem Ludwig Xi., der verschlagene und treulose König von Frank-Maximttianreich. Da reichte diese dem Kaisersohn Maximilian ihre Hand; ihm Burgund gelang es, im Kampfe mit Frankreich zwar nicht Burgund, aber doch die Niederlande zu behaupten. Mit jener Heirat begann eine Periode des Emporsteigend für das Haus Habsburg, das durch eine Reihe weiterer glücklicher Familienverbindungen sich zu der Stellung einer europäischen Großmacht emporschwang.
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88
Die £ett der zunehmenden Auslösung des Reichs 1273—1519.
England. Das englische Königreich war aus den kleinen angelsächsischen Staaten zusammengewachsen; um 900 wurde es von Alfred beherrscht, der den Einfällen der seebeherrschenden Dänen entgegentrat und als Gesetzgeber und Ordner des Reiches sich die größten Verdienste erwarb. Im Jahre 1006 wurde England durch die Schlacht bei Hastings von dem Normannenherzog Wilhelm erobert, der in der Geschichte den Beinamen der Eroberer trägt. Dem normannischen Geschlechte folgte das Haus Anjou-Plantagenet, das ebenfalls französischen Ursprungs war und zahlreiche französische Landschaften als Lehen besaß. Diesem Hause entstammten der sühne, aber unstete Ritter Richard Löwenherz, der am dritten Kreuzzug teilnahm, und sein heimtückischer Bruder Johann ohne Land, der sich vor Papst Innocenz Iii. demütigen mußte (§ 61) und fast den gesamten Besitz auf dem Festlande an Philipp August von Frankreich verlor.
Im vierzehnten Jahrhundert begann eine neue, hundertjährige Periode englisch-französischer Kriege, dadurch hervorgerufen, daß Eduard Hl nach dem Aussterben des Hauses der Capetinger Ansprüche auf den französischen Thron erhob. In glänzenden Schlachten siegte damals die englische über die französische Ritterschaft. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts trug Eduard Iii. bei Cröcy, unweit der Küste des Kanals, einen glänzenden Sieg davon; König Heinrich Iv., aus dem Hause Lancaster, einst als Kronprinz der Genosse John Falstaffs und zu allerlei tollen Streichen aufgelegt, als König tüchtig und willenskräftig. siegte im zweiten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts bei Azincourt, das nicht fern von Cröcy liegt. Anders ward es seit dem sieghaften Auftreten der Jungfrau von Orleans, Johanna d’Arc, eines gottbegeisterten lothringischen Bauernmädchens, welches Karl Vii. zur Krönung nach Reims führte. Zwar fiel sie nachher in die Hand der Engländer und wurde 1431 als Hexe verbrannt; aber die Macht Eng. lands ging zurück, und schließlich mußte es die französischen Eroberungen wieder ausgeben.
Für die innere Entwickelung Englands war es bedeutsam, daß sich ein Parlament ausbildete, eine Vertretung der oberen Stände des Volkes, die in ein Oberhaus und ein Unterhaus zerfiel und das Recht der Steuerbewilligung besaß. So wurde England früh zum Verfassungsstaat. In die zweite Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts fallen die furchtbaren Bürgerkriege zwischen den Häusern Lancaster und Aork, die man nach den Abzeichen der beiden Parteien als die Kriege der roten und der weißen Rose bezeichnet. Sie wurden im Jahre 1485
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Maximilian I. 1493 — 1519. 89
beendet durch die Erhebung Heinrichs Vii. aus dem Hause Tudor; er besiegte Richard Iii., den letzten König aus dem Hause Jork, der durch furchtbare Verbrechen den Thron gewonnen hatte. Richard fand in der Schlacht den Tod; der innere Friede wurde wiederhergestellt und von Heinrich, dem ersten Könige aus dem Hause Tudor, eine starke königliche Macht begründet.
Frankreich stand, seitdem im Jahre 987 die Karolinger ausgestorben Frankreich, waren, unter der Herrschaft der Capetinger; unter ihnen sind Philipp Ii. August, der am dritten Kreuzzug sich beteiligte, und Ludwig Ix. der Heilige, der auf dem siebenten Kreuzzug vor Tunis starb, erwähnt worden.
Auf die Capetinger folgte 1328 das Haus der Valois, die ihre von den englischen Königen bestrittene Nachfolge in langen, schweren Kriegen behaupten mußten. Nachdem unter Karl Vii. diese Kriege ein Ende genommen hatten, gelang es Ludwig Xi., durch eine kluge und verschlagene Politik den Besitz und die Macht der Krone beträchtlich zu erweitern; er war es auch, der nach dem Tode Karls des Kühnen Burgund als erledigtes Lehen einzog. Seine Nachfolger richteten ihr Augenmerk auf Eroberungen in Italien; sie gewannen Mailand und behaupteten es auch trotz aller Versuche, es ihnen wieder abzunehmen.
Spanien war im Jahre 711 in die Hand der Araber gefallen;Spanien, die Reste der Westgoten hatten sich in die nördlichen Gebirge zurückziehen müssen. Das Chalisat von Cordova erreichte in der Folgezeit eine hohe Blüte. Dann wurden allmählich die Araber durch die Christen zurückgedrängt; der größte Held jener ritterlichen Kämpfe gegen die Ungläubigen war der im Liede viel besungene Cid, der im elften Jahrhundert lebte.
Es entstanden mehrere christliche Staaten, aus denen die Königreiche Aragonien, Kastilien und Portugal hervorgingen.
Aragonien und Kastilien wurden gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts durch die Heirat Ferdinands des Katholischen von Aragonien mit Jsabella von Kastilien zu einem Königreiche Spanien vereinigt. Bald wurde dies neue Reich stark erweitert. Der letzte Rest maurischer Herrschaft in Spanien, das Königreich Granada, wurde zerstört. In demselben Jahre, 1492, entdeckte Columbus Amerika und eröffnete so Spanien den Weg zu einem großen Kolonialbesitz. Bald darauf gelang es Ferdinand auch, Sizilien und Unteritalien zu erobern.
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Die Zeit der zunehmenden Auflösung des Reichs 1273—1519.
Italienische § 93. Maximilians äußere Politik. So setzten sich in Italien, rren' wo früher dem deutschen Volke der stärkste Einfluß zugestanden hatte, zwei andere Nationen fest: im Süden die Spanier, im Norden die Franzosen. Italien war damals ein zerstückeltes und zerrissenes Land. Zu den bedeutendsten Staaten gehörten die stolze Handelsrepublik Venedig, ferner die reiche Handelsstadt Florenz, in der das kunstliebende Geschlecht der Medici die Herrschaft gewonnen hatte, und der von den Päpsten beherrschte Kirchenstaat.
Maximilian. Maximilian vermochte in den Kriegen, die damals um Italien geführt wurden, keine wesentliche Rolle zu spielen, da es ihm an den nötigen Geldmitteln und Truppen gebrach. Er vermochte nicht einmal den Römerzug, den er geplant hatte, auszuführen; so war er der erste deutsche König, der, ohne gekrönt zu sein, den Kaisertitel annahm. Auch ein Krieg mit den Schweizern verlief erfolglos; er mußte ihnen die tatsächliche Unabhängigkeit vom Reich zugestehen.
Die Habs- Dagegen war es für die deutsche und die gesamte europäische Geschichte Reffen" von der größten Bedeutung, daß damals das Haus Habsburg, das durch Maximilians Vermählung mit Maria bereits Burgund erworben hatte, durch fernere glückliche Heiraten auch den spanischen Thron und die Aussicht auf Böhmen und Ungarn gewann. Der Sohn Maximilians und der Maria von Burgund, Philipp, vermählte sich nämlich mit Johanna, der ältesten Tochter Ferdinands und Jsabellas, der Erbin Spaniens, die später geistesschwach wurde. Aus dieser Ehe entsprangen Karl, der Erbe der spanischen, burgundischen und habsburgischen Lande, und Ferdinand. Der letztere aber, dem sein Bruder Karl später die habsburgischen Erb-lande überließ, vermählte sich mit der Schwester des Königs von Ungarn und Böhmen, erwarb, nachdem dieser im Kamps gegen die Türken gefallen war, die Kronen dieser Länder und hat dadurch den Grund gelegt zu der österreichisch-ungarischen Monarchie. So wurden die Habsburger das erste Fürstengeschlecht Europas.
Im Jahre 1519 starb Maximilian. Mit ihm geht das deutsche Mittelalter zu Ende.
Friedrich Iii. Karl d. Kühne t 1493. 1 1477.
Maximilian I Maria Ferdinand Jsabella
11519 I v. Burgund, v. Aragonien | v. Kastilien
Philipp Johanna die Wahnsinnige.
Karlh Ferdinand I., Anna, Prinzessin
1519-1556. 1558-1564. v. Böhmen u. Ungarn.
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3(l£ Gemahlin Chlotars: Als sie zur blühenden Jungfrau herangewachsen war, begehrte sie König Chlotar zur Gemahlin. Radegunde war darüber aufs höchste erschrocken. Sie hielt es für unmöglich, an der Seite des Mannes leben zu können, der den Untergang des Thüringer Königreiches und seines Herrscherhauses verschuldet hatte. Sie ergriff darum die Flucht. Doch sie wurde zum zweiten Male gefangen genommen und nach Soissons gebracht. Hier fand ihre erzwungene Vermählung mit Chlotar und chre Krönung zur Königin von Frankreich statt (nach 540).
Halte Radegunde schon vor ihrer Hochzeit nur eine tiefe Abneigung gegen ihren Gemahl empfunden, so verwandelte sich diese bald in bitteren Haß; denn Chlotar hatte aus Furcht vor Blutrache ihren Bruder, der bisher die Leiden der Gefangenschaft mit ihr geteilt hatte, töten lassen. Die Königin führte an der Seite ihres Gemahls das Leben einer Nonne. Sie unterstützte die Armen, pflegte die Kranken und besuchte Gefangene und zum Tode Verurteilte, um sie zu trösten. An diesem nomtenhasten Leben Raöcgunöes sand Chlotar keinen Gefallen, und so wurde auf der Königin Wunsch die Ehe getrennt. Radegunde war wohl 24 Jayr alt, als die Scheidung stattfand (um 545).
Als Nonne: Nun wurde die Königin, was sie bisher schon
gewesen, eine Nonne. Zu Saix in Poitou nahm sie den Schleier,
gründete aber später das Nonnenkloster zum heiligen Kreuz in
Poitiers, wohin sie als einfache Nonne übersiedelte. Durch ihr gottseliges Leben erwarb sie sich den Ruf der Heiligkeit. Sie starb
am 13. August 587 und wurde in der Krypta der Radegundiskirche, die sie gestiftet hatte, beigesetzt.
Noch jetzt ist die einstige Thüringer Prinzessin die Schutzpatronin Poitiers, und die Bürger der Stadt meinen, daß sie ihr viel Gutes zu verdanken haben, z. B. die Nichteinnahme der Stadt durch die Deutschen im Kriege 1870 und 1871. Eine Gedenktafel verkündet heute diese Tat späteren Geschlechtern. (Nach Max Kön-necke.)
11. Die zwölf deutschen Schüler.
(Sage.)
Eine uralte Sage aus Erfurts Vorzeit erzählt, daß ein König in Frankreich zwölf fahrende Schüler hatte, die alle Johannes hießen und auf einer Glücksscheibe in allen Landen umherfuhren. Sie konnten in 24 Stunden alles erfahren, was in der Welt geschah. Aber der Teufel war mit im Spiele und ließ alle Jahre einen der Schüler herabstürzen. So begab es sich, daß der letzte der fahrenden Schüler auf dem Petersberge Hierselbst, der vordem Berbersberg hieß, seinen Tod fand. Als das der König hörte, ließ er an dem Orte, wo man den Jüngling gefunden, eine Kapelle erbauen, der er den Namen Corpus Christi gab. Es war
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Extrahierte Personennamen: Chlotars August Max_Kön-necke Max Johannes
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3. Niederwerfung Preußens.
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Im Frieden zu Preßbnrg, der noch in demselben Jahre zustande kam, mußte Österreich Venezien an Italien abtreten, Tirol und Vorarlberg an Bayern, andre Besitzungen an Württemberg und Baden. Diese drei deutschen Staaten hatte Napoleon zu einem Bündnis mit Frankreich veranlaßt. Außer der Gebietserweiterung wurden Bayern und Württem-berg als Königreiche von Napoleon anerkannt. Österreich hatte seine letzte Besitzung in Italien verloren und hatte auch deutsches Gebiet eingebüßt. Der König von Neapel verlor sein Königreich, behauptete sich aber mit englischer Unterstützung in Sizilien. Bezeichnend sür den Übermut, mit dem Napoleon nicht willfährige Fürsten behandelte, ist sein Brief an den König von Neapel nach der Schlacht bei Austerlitz: „Die Dynastie Bourbon in Neapel hat aufgehört zu regieren." Das Königreich Neapel übertrug Napoleon seinem Bruder Joseph; sein Schwager Joachim Murat, Gemahl seiner Schwester Karoline, erhielt das Großherzogtum Berg, das aus den ehemaligen Herzogtümern Kleve und Berg gebildet wurde; die Batavische Republik gab er seinem Bruder Ludwig als Königreich Holland. Dieser Ludwig ist der Vater Napoleons Iii. Italien war als Königreich mit der Krone Frankreichs vereinigt und wurde von seinem Stiefsohn Engen Beauharnais verwaltet. Eugen Beauharnais war ein Sohn der Kaiserin Josephine aus deren erster Ehe mit dem General Beauharnais. Wie die Republik Basallenrepubliken geschaffen hatte, so schuf Napoleon für seine Familie Vasallenkönigreiche.
Von einschneidender Bedeutung für die deutschen Verhältnisse war die Stiftung des Rheinbundes. Die deutschen Staaten mit Ausnahme von Österreich und Preußen sagten sich vom Deutschen Reiche los und traten zum Rheinbund zusammen unter der Schutzherrschaft Napoleons. Daher legte Kaiser Franz Ii. am 6. August 1806 die deutsche Kaiserkrone nieder. So fand das Deutsche Reich nach tausendjährigem Bestände seinen Untergang in den Stürmen der Napoleonischen Kriege durch die Untreue deutscher Fürsten.
3. Niederwerfung Preußens.
Zu dieser Zeit regierte in Preußen König Friedrich Wilhelm Iii. Im Jahre 1797 war er seinem Vater, Friedrich Wilhelm Ii., gefolgt. Er war ein einfacher, schlichter Mann, religiös und rechtlich gesinnt. So lange wie möglich wünschte er feinem Lande den Frieden zu erhalten. Sah er doch, daß Napoleons Gegner überall unterlagen. Indessen bestand am Hofe und im Lande eine ansehnliche Kriegspartei. Da Preußen feit 1793 "neutral geblieben war, hatten die preußischen Truppen die napoleonifche Art der Kriegführung nur aus der Ferne kennen gelernt; das preußische Heer hatte die notwendige neue Schulung nicht mit durchgemacht. Als Kaiser Alexander I. von Rußland sich der dritten Koalition
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Iii. Preußen bis zum Tode Friedrich Wilhelms Iii.
Ludwig I. von Bayern, zum König von Griechenland gewählt. Er regierte streng der Verfassung gemäß, gründete die Universität Athen, unterdrückte das Räuberunwesen und förderte den Wohlstand des Landes. Trotzdem war er nicht beliebt und kehrte 1862 nach Bayern zurück. Auf Vorschlag von England, Rußland und Frankreich wurde Prinz Wilhelm von Dänemark im Jahre 1863 zum König von Griechenland gewählt, der unter dem Namen Georg I. noch regiert. Die Gemahlin seines Sohnes Konstantin ist Sophie, eine Schwester Kaiser Wilhelms Il, j Frankreich. Ludwig Xviii. war bereits 60 Jahre alt, als er durch die Siege der Verbündeten zum zweitenmal auf Frankreichs Thron berufen wurde. Persönlich wohlwollend, war er ohne Verständnis für die Forberungen der Zeit. Eine Einigung der politischen Parteien im Innern brachte er nicht znstanbe. Hier stanben Republikaner, Bonapartisten und Anhänger des neuen Königs, Royalisten, sich feinblich gegenüber. Die Bonapartisten und Republikaner würden durch strenge Maßnahmen der neuen Regierung zunächst geschreckt und niedergehalten. Der Marschall Ney wurde wegen seines Übertritts zu Napoleon noch im Dezember des Jahres 1815 erschossen; alle noch lebenden Konventsmitglieder, die sür die Hinrichtung Ludwigs Xvi. gestimmt hatten, sowie alle Offiziere und Beamten, die sich während der hundert Tage Napoleon angeschlossen hatten, wurden verbannt. Als der Sattler Lonvel den mutmaßlichen Thronerben, den Herzog von Berry, 1820 ermordete, wurden das Wahlrecht, die Preßfreiheit und die persönliche Freiheit durch eine Reihe von Gesetzen beschränkt, die einen großen Teil des Volkes erbitterten. Der König starb 1824. Ihm folgte sein Bruder Karl X.
Karl X. war schon 77 Jahre alt, als er den Thron bestieg. Ganz in den Anschauungen einer frühern Zeit aufgewachsen, konnte er sich in den neuen Verhältnissen nicht zurechtsinden. Die Emigranten wurden von ihm in die Heimat zurückberufen und bnrch 1000 Million Frcs. reich entfchäbigt. Verschiedene Gesetze und Verorbnnngen erstrebten eine Hebung des kirchlichen Sinnes als Schutzwehr gegen die Lehren der Revolution. Das nach Freiheit bürftenbe Volk war aber mit allen Maßnahmen seines Herrschers unznsrieben, und die Zahl der Anhänger des Königs nahm täglich ab.
Auch äußere Erfolge, wie die Eroberung von Algier, brachten keine Zufriebenheit.
Da veröffentlichte der „Moniteur" am 26. Juli die sogenannten Orbonnanzen. Die erste unterbrückte die Preßfreiheit; die zweite löste die neu gewählte Kammer auf, noch ehe sie zusammengetreten war; die britte gab ein neues Wahlgesetz, das die Zahl der Abgeorbneten beschränkte und die der Wähler um brei Viertel verminberte, außerbem der Kammer das Recht nahm, Gesetze in Vorschlag zu bringen oder die von der Regierung vorgeschlagenen Gesetzentwürfe zu ändern. Dem Bürger-
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Iii. Preußen bis zum Tode Friedrich Wilhelms Iii.
vollständige Trennung von Staat und Kirche durchführte, suchte er alle Parteien zu befriedigen. Die ersten Jahre seiner Regierung sind noch angefüllt mit Streitigkeiten gegen Holland, in denen es sich hauptsächlich um den Anteil handelte, den Belgien bei der Tilgung der Staatsschuld des früher vereinigten Königreichs zahlen sollte. Eine Einigung kam erst 1839 zustande, als Belgien eine jährliche Zahlung von 5 Million Gulden bis zur Tilgung der Schuld zu übernehmen versprach.
Unter Leopolds Regierung erreichte das Land eine große Blüte. Die Einführung des französischen Münzfußes erleichterte den Handelsverkehr mit Frankreich. Bergbau, Ackerbau, Industrie, Handel und Schiffahrt nahmen einen großen Aufschwung. Das Land erhielt das dichteste Eisenbahnnetz von allen Ländern der Erde. Von Vorteil war dem Lande der Anschluß an den Deutschen Zollverein. Leopold I. genoß auch im Auslande großes Ansehen.
Die Niederlande. Wilhelm I. regierte seit 1831 in den Niederlanden allein in patriarchalischer Weise. Dem Verlangen des Volkes nach einer mehr freiheitlichen Verfassung stand er unfreundlich gegenüber. Als die Kammer 1840 seine Zivilliste herabsetzte, dankte er ab und zog sich nach Berlin zurück, wo er 1843 starb. Sein Sohn Wilhelm Ii. regierte von 1840—1849.
Italien. In dem Königreich Neapel, auf Sizilien und Sardinien hatte eine Volkspartei dem König eine freiheitliche Verfassung abgerungen. Der österreichische Staatskanzler Fürst Metternich fürchtete, daß die Bewegung auf die österreichischen Besitzungen in Oberitalien, die Lombardei und Venezien, übergreifen würde. Daher stellte ein österreichisches Heer die alten Zustände in Unteritalien und den beiden Inseln wieder her. Die österreichische Regierung in Oberitalien wurde dadurch nicht beliebter.
Spanien und Portugal. Die freiheitliche Bewegung in Unteritalien war von Spanien ausgegangen. Dort hatten aufständische Truppen dem König eine Verfassung abgetrotzt. Mit Hilfe eines französischen Heeres wurden die Aufständischen zur Ruhe gebracht und die absolute Monarchie wiederhergestellt. Der König führte statt des bestehenden Thronfolgegesetzes das alte kastilische wieder ein. Nach diesem war weibliche Thronfolge zulässig. Als nun der König starb und nur eine Tochter Jsabella hinterließ, machte sein Bruder Don Carlos Ansprüche auf den Thron auf Grund des frühern Gesetzes. Das führte zu langwierigen Bürgerkriegen, die unter dem Namen Karlistenkriege bekannt sind. ^
Auch der reiche Kolonialbesitz in Amerika ging verloren. Da die Regierung dort fast nur Spanier als Beamte anstellte und diese das Volk zu ihrer eignen Bereicherung bedrückten, erhoben sich allenthalben
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Leopolds Leopold_I. Wilhelm_I. Wilhelm Fürst_Metternich Carlos_Ansprüche
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V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I.
Am wenigsten erwartete er Widerspruch von Frankreich, da er mit der Kaiserlichen Familie verwandt war.^)
Trotzdem, und obschon Prinz Leopold der Fürstlichen Nebenlinie und nicht der Königlichen Linie des Hauses Hohenzollern angehört, erklärte der französische Minister des Auswärtigen, Herzog von Gramont, Frankreich könne nicht dulden, daß eine fremde Macht, indem sie einen ihrer Prinzen auf den Thron Karls V. setze, das gegenwärtige Gleichgewicht Europas zu ihren Gunsten störe. Der Botschafter Frankreichs, Graf Benedetti, verlangte von König Wilhelm, der zur Kur in Ems weilte, der König solle dem Prinzen befehlen, die spanische Krone abzulehnen. Er erhielt die Antwort, daß der König keinen Befehl zur Annahme gegeben habe und ebensowenig einen Befehl zur Ablehnung erteilen werde. Der Prinz sei vollständig frei in seinen Entschließungen. Auch wurde von preußischer Seite betout, daß das spanische Ministerium der preußischen Regierung keine Mitteilung über die Angelegenheit gemacht, sondern die Verhandlungen direkt mit dem Prinzen Leopold geführt habe. Der spanische Gesandte in Paris bestätigte dies.
Um dem Streit ein Ende zu machen, verzichtete Prinz Leopold auf die spanische Königskrone.
Der französische Botschafter forderte jetzt im Aufträge seiner Regierung von König Wilhelm die schriftliche Versicherung, daß er niemals seine Einwilligung geben werde, wenn dem Prinzen Leopold etwa später noch einmal die spanische Königskrone angeboten werden sollte. Der Minister von Gramont wünschte ein Schreiben König Wilhelms an Napoleon, daß er den Interessen und der Würde der französischen Nation nicht habe zunahe treten wollen; er schließe sich der Thronentsagung an mit dem Wunsche, daß jeder Grund des Zwiespaltes zwischen beiden Regierungen nunmehr verschwinden werde. Das französische Ministerium bedürfe eines solchen Schreibens zur Beschwichtigung des aufgeregten Volkes. Doch möchten darin die verwandtschaftlichen Beziehungen des Prinzen Leopold zu Napoleon nicht berührt werden.
Der König lehnte diese Zumutungen ab. Als Benedetti auf Weisung seiner Regierung die den König verletzende Forderung wiederholte, verweigerte ihm der König die Audienz und verwies ihn an das Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten. Das sah die französische Regierung als Beleidigung an und berief den Botschafter ab. Am 14. Juli 1870 kehrte er nach Paris zurück; des Königs Wohlwollen gab ihm noch Gelegenheit,
l) Sein Vater Karl Anton, derselbe, der 1849 sein Land an Preußen abgetreten hatte, war der Sohn von Antoinette Mn rat, einer Nichte Joachim Murats, der Napoleons I. jüngste Schwester Karoline 'geheiratet hatte. Des Prinzen Mutter Joseph in evonbaden war eine Tochter der Großherzogin Stephanie von Baden und diese eine Tochter von Claude Beauharnais, einem Neffen jenes Vicomte de Beau-harnais, der der erste Gemahl der Kaiserin Joseph ine von Frankreich gewesen war.
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V. Wilhelms_I. Leopold Leopold Karls_V. Graf_Benedetti König_Wilhelm Wilhelm Leopold Leopold Leopold Leopold Wilhelm Leopold Leopold Wilhelms Napoleon Leopold Leopold Napoleon Benedetti Karl_Anton Karl Joachim_Murats Napoleons_I. Karoline Joseph Stephanie_von_Baden Claude_Beauharnais Joseph
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